Welche (therapeutische) Begleitung würdest Du Dir in schweren Zeiten wünschen?
Schon im Studium vor vielen Jahren wurden wir angehalten, eine professionelle Distanz gegenüber Klient*innen zu bewahren. Und bis heute kommen die meisten gut gemeinten Ratschläge zur persönlichen Psychohygiene aus dieser Richtung. „Lieber WENIGER Ranrücken an die Menschen als zu NAH“.Ja, das kann vielleicht funktionieren; in der Theorie sicherlich besser als in der Praxis und in der Arbeit mit Kinder ist das auch irgendwie schwierig. Denn wenn du mitspürst und wahrnimmst was Dein Gegenüber – in einer schweren Zeit – braucht, dann ist es doch meistens wirklich das Gegenteil.Es geht dann um Nähe, manchmal auch um gemeinsam Aushalten. Vielleicht tut es auch gut jemanden teilhaben zu lassen, mal kurz mitfühlen lassen.Neulich ist es mir passiert, dass ich zusammen mit einer Mutter auf der Frühgeborenen-Station mal kurz ein paar Tränen mitweinen musste. Ich konnte in der Situation Nichts sagen, hatte keine passenden Worte, aber ich habe gespürt was sie beschäftigt und ihre Sorgen nachvollziehen können.Darf das passieren? Ist es „unprofessionell“ für einen kurzen Moment mitzufühlen und nah zu sein?Vor ein paar Jahren hätte ich vermutlich ein Supervisionsthema draus gemacht. Warum heute nicht mehr? Weil es mir gelingt, bei mir zu bleiben. Zu spüren, wie es mir selbst in diesen Situationen geht… und nur so auch einen passenden Rahmen finden kann.Ach … wie die Reaktion der Mutter war? Sie war einfach nur dankbar für meine „ECHTHEIT“. Sie fühlte sich ernst genommen während der vielen Wochen, in denen ich sie, ihren Mann und v.a. den kleinen Kämpfer (geb. in der 28.SSW) als Musiktherapeutin & Gesprächspartnerin mit Klängen und Gesprächen begleitet habe.Boah, was für ein schönes Feedback; wie dankbar auch ich bin.Zur Supervision werde ich trotzdem bald mal wieder gehen. 😀 Denn auch Nähe will geübt sein.